Am Montag, dem 16. September 2024 war die lange Wartezeit endlich vorüber und die Vorfreude bei unseren Viertklässlern auf dem Höhepunkt angekommen. Warum? Na, es war endlich soweit und die 1-wöchige Klassenfahrt zum internationalen Schulbauernhof in Hardegsen/Hevensen in der Nähe von Göttingen vom 16.09. bis zum 20.09.2024 konnte beginnen.
Dabei fing alles so gar nicht plangemäß an. Denn der Reisebus, der unsere Reisegruppe bestehend aus 31 Kindern und den zwei Lehrkräften, Frau Kiene und Herr Scheil, ans Ziel bringen sollte, kam erst nach etwas mehr als einer Viertelstunde Verspätung an. Das brachte einige Eltern, die Ihr Kind eigentlich nur kurz am Bus verabschieden wollten, um dann pünktlich zur Arbeit zu kommen, ganz schön ins Schwitzen. Aber der Vorfreude der Kinder tat das natürlich keinen Abbruch, was man auch an ihrem Jubelschrei deutlich hören konnte, als der Bus dann endlich ankam.
Als wir nach ca. 2-stündiger Fahrt beim Jugendgästehaus in Hardegsen ankamen, waren wir etwas in Zeitnot. Denn durch die Verspätung des Reisebusses war nun deutlich weniger Zeit zum Beziehen der Zimmer. Schließlich durften wir den Linienbus nicht verpassen, der uns zum Bauernhof bringen sollte. Also wurden die Koffer nur schnell aufs Zimmer gebracht und die Tasche mit der Arbeitskleidung für die Hofarbeit herausgeholt, bevor es schon wieder weiter auf einen ca. 15-minütigen Fußmarsch in Richtung Bushaltestelle ging. Und so lernten wir unseren alltäglichen Weg Richtung Ortsmitte zur Bushaltestelle kennen, den wir in dieser Woche noch so einige Male hin- und wieder zurückgehen würden.
Die ca. 5 km lange Fahrt mit dem Linienbus nach Hevensen, einem Vorort von Hardegsen, wo sich der Internationale Schulbauernhof befand, dauerte nur ein paar Minuten. Auf dem Bauernhof angekommen wurden wir schon sehnsüchtig erwartet und es gab nach einer kurzen aber herzlichen Begrüßung erst einmal etwas zu essen. Nach dem Mittagessen ging es dann zum Umziehen in die Umkleideräume, in denen die Stallkleidung für die Hofarbeit angezogen werden musste. Dieser Kleidungswechsel war aus hygienischen Gründen immer vor und nach den Mahlzeiten vorgeschrieben.
Unter fachkundiger Anleitung bekamen wir dann eine ausführliche Hofführung, bei der uns alle Tiere des Bauernhofes und die grundsätzlichen Verhaltensregeln im Umgang mit ihnen vorgestellt wurden. Danach erfolgte die Einteilung der Kinder in 4 Hofarbeitsgruppen. Es gab neben den drei Tiergruppen „Hühner, Gänse und Enten“, „Rinder, Schafe und Ziegen“ und „Schweine“ (jeweils 9 Kinder) noch zusätzlich eine „Hauswirtschafts-Gruppe“ (4 Kinder), die sich um unser tägliches Essen kümmern sollte. Denn schließlich mussten nicht nur die Tiere täglich gefüttert werden, sondern auch wir Menschen mussten ja etwas essen. Denn die Arbeit auf einem Bauernhof macht hungrig, was wir im Laufe der Woche noch merken sollten.
Zur Pflege der Tiere gehörten neben dem Füttern natürlich auch noch andere Aufgaben, wie z.B. das Ausmisten der Ställe oder das Treiben der Rinder und Schafe auf die Weide. Außerdem musste auch täglich die Kuh Stella gemolken und die Eier der Hühner eingesammelt und für die Vermarktung vorbereitet werden. Besonders viel Spaß machte den Kindern auch der tägliche Spaziergang mit Billie, dem jungen Eber, ein männliches Hausschwein, das ganz neu speziell zur Zucht angeschafft wurde.
Diese ganzen Aufgaben rund um die Tiere und ihr Wohl waren auf zwei Stallzeiten aufgeteilt. Eine fand morgens gleich nach dem Ankommen auf dem Bauernhof von 8:00 bis 9:30 Uhr statt. Denn es galt der Grundsatz „Erst essen die Tiere, dann die Menschen“. Die andere Stallzeit war dann am Nachmittag von 16:30 bis 18:15 Uhr. Dazwischen lagen neben den Zeiten für unsere Mahlzeiten – Frühstück, Mittagessen, Vesper (mit Kuchen und Tee) und Abendessen – auch noch zwei weitere Zeitblöcke. Nach dem Mittagessen hatten wir nämlich täglich von 14:00 bis 16:00 Uhr für zwei Stunden Freizeit nur für uns, die wir immer auf einem großen Spielplatz mit angrenzendem Fußballplatz verbrachten. Der andere Zeitblock fand täglich von 10:00 Uhr bis 13:00 Uhr statt und beinhaltete ein täglich wechselndes Workshop-Angebot. Hierbei konnten die Kinder jeweils nach Interesse bestimmte AGs rund um das Thema Bauernhof und BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) auswählen. Dieses Angebot umfasste u. a. Workshops zu den Themen „Gartenarbeit“, „mit Wolle gestalten“, „alternative Energiequellen“ und „Brot und Kuchen backen“.
Nach dem gemeinsamen Abendessen war unser „Arbeitstag“ auf dem Bauernhof beendet und wir machten uns auf den täglichen Heimweg zum Jugendgästehaus, das wir nach einer kurzen Fahrt mit dem Linienbus und einem kleinen Fußweg dann immer gegen 19:30 Uhr erreichten. Dort angekommen stand dann erst einmal die Körperpflege auf dem Programm. Denn beim Arbeiten auf einem Bauernhof kommt man manchmal ganz schön ins Schwitzen. Frisch geduscht konnten sich die Kinder dann noch bei gegenseitigen Besuchen in den Zimmern über ihre Erlebnisse des Tages austauschen, bevor es dann irgendwann hieß: „Schlafenszeit“. Denn schließlich mussten wir alle ja am nächsten Morgen wieder fit sein für das „Abenteuer Bauernhof“.
Naja, das war zumindest der Plan für den täglichen Ablauf nach dem Ankommen im Jugendgästehaus, den sich die beiden Lehrkräfte so überlegt hatten. Aber bekanntlich kommt es erstens anders und zweitens als man denkt. Das mussten leider auch Frau Kiene und Herr Scheil an den letzten beiden Abenden der Klassenfahrtwoche feststellen. Denn sowohl am Mittwoch als auch am Donnerstag fehlte nach Feierabend ein kleines Puzzleteil zum perfekten Tag…nämlich der Linienbus.
Hui, war das eine Überraschung, als unsere 33-köpfige Reisegruppe nach einem schönen, aber auch langen Arbeitstag auf dem Bauernhof abends an der Dorf-Bushaltestelle stand und wartete und wartete und wartete…leider vergebens. Kein Bus weit und breit in Sicht. Der Busfahrer hatte offensichtlich vergessen, unsere Haltestelle anzufahren. Da standen wir nun wie die begossenen Pudel. Und natürlich dauerte es dann auch nicht mehr lange bis kommen sollte, was kommen musste: „Frau Kiene, ich muss mal, aber nur klein“ und „Herr Scheil, ich muss auch mal, aber groß“ oder „Frau Kiene, mir ist kalt“ und „Herr Scheil, mir ist schlecht“ etc… Es gab das volle Programm!
Nur gut, dass Lehrkräfte es ja aus dem Schulalltag gewohnt sind, auf unvorhersehbare Ereignisse schnell und spontan sowie (äußerlich) ruhig und gelassen zu reagieren. So machten wir halt das Beste aus der Sache und verständigten uns kurzerhand mit unserer sich mittlerweile schon im wohlverdienten Feierabend befindlichen Ansprechpartnerin des Bauernhofs darauf, dass wir quasi als Shuttle-Service mit Privat-Pkws zum Jugendgästehaus gefahren werden. Frau Kiene nahm dabei die nach und nach eintreffenden Kinder beim Gästehaus in Empfang und betreute sie vor Ort, während Herr Scheil die Kinder bis zum Schluss an der Bushaltestelle beaufsichtigte.
Und was macht man mit verunsicherten Kindern abends im Dunkeln an einer Dorf-Bushaltestelle, um die Wartezeit sinnvoll zu überbrücken? Na, ist doch klar: eine „Dorf-Bushaltestellen-Disco“ mit Hilfe von Spotify und der voll aufgedrehten Lautstärke am Handy, was sicherlich dem einen oder anderen Anwohner etwas befremdlich vorgekommen sein dürfte. Aber egal. Die Kids hatten ihren Spaß. Wollten sie zunächst alle unter den ersten sein, die per Pkw ins Jugendgästehaus gefahren werden, so „stritten“ sie sich später fast darum, so spät wie möglich zurückfahren zu können. Doch es sollten letztendlich alle Kinder in den Genuss dieser besonderen „Freiluft-Tanz-und-Mitsing-Aktion“ kommen. Denn wir konnten ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, dass sich das Ganze am nächsten Abend, trotz vielfacher Bekundungen des verantwortlichen Busunternehmens, dass sowas nicht mehr vorkommen werde, tatsächlich noch einmal wiederholen würde. Kurios!
Am Ende der Woche, als der Reisebus uns dann pünktlich ohne Verspätung wieder in Rötgesbüttel absetzte, waren wir uns alle – Kinder sowie Lehrkräfte – einig: diese Klassenfahrt mit ihren vielen tollen und teils unerwarteten Erlebnissen würde uns noch lange in Erinnerung bleiben!
Unser besonderer Dank gilt der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung, die unser Projekt „Klassenfahrt zum Internationalen Schulbauernhof“ finanziell mit einem Zuschuss zu den Fahrkosten unterstützt hat.
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